Atemnot: Interdisziplinäres Vorgehen hilft

Von Martina Leser und Dr. med. Thomas Sigrist
Lesedauer: 4 Minuten

Die Gründe für eine bestehende Atemnot können mannigfaltig sein. Oft durchlaufen Patientinnen und Patienten eine schwierige Zeit, bis sie die richtige Diagnose erhalten. «Viele von ihnen kommen mit dem Gefühl, nicht ernst genommen worden zu sein, auf die Barmelweid», weiss unser Chefarzt Pneumologie, Dr. med. Thomas Sigrist. Dank unserer Interdisziplinarität kommen wir der Ursache hier meist auf die Spur.

Die Gründe für eine bestehende Atemnot können mannigfaltig sein: Auslöser sind beispielsweise Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, der Lunge oder des Stoffwechsels, Störungen des Schlafs oder psychische Probleme. Oft sind letztere auch Begleiterscheinungen einer organischen Ursache für Atemnot, die über eine längere Zeit nicht diagnostiziert wird. Die Patientinnen und Patienten durchlaufen dann eine schwierige Zeit, bis sie endlich die richtige Diagnose erhalten. «Viele von ihnen kommen mit dem erdrückenden Gefühl, nicht ernst genommen worden zu sein, auf die Barmelweid», weiss unser Chefarzt Pneumologie, Dr. med. Thomas Sigrist. Unserer Interdisziplinarität sei Dank kommen wir der Ursache der Atemnot hier meist auf die Spur.

Dyspnoe oder die «plötzlich wahrgenommene Atmung»
Atemnot wird in der Fachsprache Dyspnoe genannt und bezeichnet den Zustand, in dem eine Patientin oder ein Patient die Atmung plötzlich bewusst wahrnimmt und als unangenehm oder anstrengend empfindet. Dabei umfasst der Begriff Dyspnoe auch weitere Symptome wie Atemlosigkeit oder Kurzatmigkeit. Ab wann, bei welchem Schweregrad oder als wie beeinträchtigend die Atemnot wahrgenommen wird, ist von Person von zu Person sehr unterschiedlich. «Wir haben Patientinnen und Patienten, die nachweislich unter einer schweren Atemnot leiden, diese aber als nicht so schlimm empfinden, und andere, bei denen die Lungenfunktion oder der Sauerstoffgehalt im Blut nur leicht herabgesetzt sind, die aber schwer darunter leiden», erklärt Thomas Sigrist.

Dr. med. Thomas Sigrist weiss: Die Gründe für eine bestehende Atemnot können mannigfaltig sein.

Dies zeige, so der erfahrene Pneumologe, dass die Dyspnoe nicht nur eindimensional auf der körperlichen Ebene in Ruhe oder bei Belastung eingeschätzt werden sollte (häufig wird dazu die sogenannte Borg-Skala benutzt, welche die Schwere der Atemnot bei körperlicher Belastung misst), sondern dass auch die affektive Ebene (Psyche) und die emotionale Ebene (Lebensumstände und persönliches Empfinden / Erleben einer Person) ausschlaggebend dafür sein können, wie stark eine Atemnot empfunden und damit umgegangen wird.

Interdisziplinäres Vorgehen auf der Barmelweid
Bevor es aber überhaupt zu einer Einschätzung des Schweregrads und dem Erarbeiten einer geeigneten Therapie kommt, braucht es die Klärung des Ursprungsgrunds für eine Atemnot. Thomas Sigrist sagt dazu: «Es gibt immer eine Ursache für Dyspnoe, und diese finden wir hier auf der Barmelweid. Damit die Diagnose möglichst schnell erfolgt, arbeiten unsere verschiedenen Fachpersonen und Disziplinen eng und ganzheitlich miteinander». Bedeutet: Durch umfassende Abklärungen in den Bereichen Kardiologie, Pneumologie, Schlafmedizin und Psychosomatische Medizin wird der Ursache einer Atemnot gezielt auf den Grund gegangen.

«Die professionelle und schnelle Klärung der Ursache ist für unsere Patientinnen und Patienten sehr wichtig», erklärt Thomas Sigrist, «denn die Atemnot wirkt sich nicht nur auf die Patienten selbst aus, sondern häufig auch auf deren Umfeld». Betroffene zögen sich aufgrund ihrer Atemnot oft aus dem aktiven Leben zurück und das Umfeld wisse dann nicht, wie mit dieser Situation umzugehen.

Mögliche Therapieansätze
Ist die Ursache der Atemnot eruiert, stellen unsere Fachpersonen eine geeignete Therapie zusammen. Diese sieht von Patient zu Patient unterschiedlich aus und kann beispielweise Medikamente, eine Langzeit-Sauerstofftherapie und / oder Psychotherapien beinhalten. Vieles können die Betroffenen aber auch selbst tun, um ihre Atemnot besser in den Griff zu kriegen: So gibt es beispielsweise geeignete Atemübungen – wie zum Beispiel die Lippenbremse – oder Entlastungsstellungen, mit denen sich akute Atemnotzustände abmildern lassen.

Wichtig ist auch, dass Betroffene bereits im Vorfeld, also in nicht belastenden Situationen, Tipps und Tricks für den Notfall üben. Thomas Sigrist empfiehlt dabei ein ganz besonderes Instrument: «In Zusammenarbeit mit der Lungenliga und der Schweizerischen Gesellschaft für Pneumologie hat die Barmelweid den sogenannten ‚Atemnotfächer‘ kreiert, in dem Atemnot-Betroffene einfach umsetzbare Tipps und Tricks zum Umgang mit akuter und chronischer Atemnot finden. Und: Der Fächer kann auch tatsächlich als Fächer benutzt werden, denn die Zufuhr von kühler, frischer Luft hilft oft bereits ein wenig bei akuter Atemnot».

Der Atemnotfächer kann via Mail bei der Lungenliga Schweiz bestellt werden.

Und was, wenn keine Verbesserung der Symptome mehr möglich ist?
Die Lebensqualität  vieler Patientinnen und Patienten kann mit der ganzheitlichen Herangehensweise auf der Barmelweid erheblich verbessert werden. Doch was geschieht, wenn keine Tipps und keine Therapie mehr eine Verbesserung der Symptome bewirken? «Das kommt zum Glück eher selten vor, aber in einem solchen Fall ist es unsere Aufgabe, dies ehrlich mit der betroffenen Person zusammen zu thematisieren und gemeinsam auszuhalten», erklärt Thomas Sigrist.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert