Von Beat Stierlin
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Vor einem halben Jahr ist die erste Corona-Welle langsam abgeflacht. Hier im Blog habe ich damals eine erste Analyse der Situation versucht. Nun, ein halbes Jahr später und nach Corona-Welle Nummer zwei, gibt es erste Antworten auf die Fragen von damals, eine neue Einschätzung – und leider auch neue Fragen.
Noch im August 2020 fragten wir uns auf der Barmelweid: «Kommt die zweite Welle oder kommt sie nicht?» «Wird sie schlimmer sein als die erste oder eher milder?» «Wann kommt der Impfstoff?» «Wird es für alle genügend Impfdosen geben?» Und: «Wie lange hält die Immunisierung überhaupt an?»
Unterdessen ist ein Grossteil dieser Fragen geklärt: Ja, die zweite Welle ist gekommen. Ja, sie war viel schlimmer als die Erste. Und ja: Der Impfstoff ist seit Ende Dezember 2020 in der Schweiz verfügbar. Genügend Impfdosen sollen zwar bestellt sein, aber mit der Auslieferung harzt es irgendwie. Dass es den Ländern rings um die Schweiz gleich geht, ist zwar tröstlich, bleibt aber ärgerlich. Das Ziel des Bundes ist es nach wie vor, bis Ende Juni alle Menschen in der Schweiz, die das wollen, mindestens mit einer ersten Dosis zu impfen. Noch unklar ist hingegen, wie lange die Immunisierung geimpfter Personen anhalten wird.
Ein Teil der Fragen vom vergangenen Sommer ist also geklärt, aber schon tauchen die nächsten auf: Wie viele Menschen wollen sich in der Schweiz überhaupt impfen lassen? Schützt die Impfung auch gegen die neu aufgetretenen (und auftretenden) Virusvarianten? Wird es nötig sein, sich – ähnlich wie bei der Grippe – jedes Jahr gegen Corona impfen zu lassen? Sind wir schon in der dritten Welle oder rollt sie erst an? Welche Massnahmen sind jetzt wirksam und angebracht? Und: Wer soll wie und wann getestet werden?
Auf der Barmelweid halten wir natürlich weiterhin an der «Trilogie der Schutzmassnahmen» (Masken tragen, Abstand halten, Hände desinfizieren) fest. Das Einhalten dieser Schutzmassnahmen ist nach wie vor essentiell, um unsere Patientinnen und Patienten – und natürlich auch die Mitarbeitenden – zu schützen. Zusätzlich motivieren wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen. Innerhalb kürzester Zeit haben wir deshalb Anfang Jahr in den Räumen unserer Diagnostik ein hausinternes Impfcenter eingerichtet und am 13. Januar in Betrieb genommen. In Zusammenarbeit mit dem Kantonsspital Aarau konnte so mittlerweile ein Drittel unserer Mitarbeitenden geimpft werden. Aufgrund der bekannten Impfstoff-Lieferengpässen sind wir damit noch nicht dort, wo wir gerne wären. Trotzdem schauen wir zuversichtlich in die nähere Zukunft und sind überzeugt, bald alle Mitarbeitenden impfen zu können, die das wünschen.
Seit einer sehr langen Zeit nun, seit dem 20. November 2020, gilt auf der Barmelweid ein Besucherstopp und unser Restaurant «Barmelguet» ist für externe Gäste geschlossen. Das ist schwierig – für uns als Klinik – und noch viel mehr für unsere Patientinnen und Patienten, die damit nur via Telefon, Handy und Tablet auf die Unterstützung ihrer Liebsten zählen können. Mit der drohenden dritten Welle im Nacken war es uns leider auch am 22. März noch nicht möglich, diesen Stopp aufzuheben. Wir sind unseren Patientinnen und Patienten unglaublich dankbar, dass sie diese Massnahmen mit so grossem Verständnis mittragen und es uns damit ermöglichen, auch in dieser ungewissen Lage eine sichere stationäre Behandlung zu gewährleisten. Gerne würde ich Ihnen an diesem Punkt schreiben, dass alles bald vorbei ist und wir uns auf einen normalen Alltag freuen dürfen. Die Corona-Impfstoffe und die steigenden Temperaturen dürften uns zwar insgesamt etwas helfen, was die Pandemiebewältigung und die Fallzahlen angeht – die verschiedenen kursierenden Virusvarianten zwingen uns aber immer noch zu höchster Vorsicht.
Auf der Barmelweid sind wir gerüstet für eine allfällige dritte Welle. Wir können jederzeit und schnell wieder auf «Corona-Betrieb» umstellen. Trotzdem hoffen wir natürlich, dass es nicht dazu kommt.
Darum, bleiben Sie vorsichtig und aufmerksam und vor allem: Bleiben Sie gesund!
Beat Stierlin, CEO der Barmelweid