Von Martina Leser
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Seit acht Monaten profitieren unsere Patientinnen und Patienten vom neuen Freizeitangebot «aktiv.barmelweid.ch». Die Veranstaltungen, Aktivitäten und Angebote sind sehr vielfältig und werden rege genutzt – ein Verdienst unserer Soziokulturellen Animatorin Anita Geisseler. Im Blogbeitrag zeigen wir Ihnen, wie es zum neuen Freizeitangebot gekommen ist und wer die Frau ist, die hinter den tollen Angeboten steckt.
Seit Oktober 2021 profitieren unsere Patientinnen und Patienten vom neuen Freizeitangebot «aktiv.barmelweid.ch». Die Veranstaltungen, Aktivitäten und Angebote sind sehr vielfältig und werden rege genutzt – ein Verdienst unserer Soziokulturellen Animatorin Anita Geisseler. Doch wie ist es überhaupt zum neuen Freizeitangebot gekommen und wer ist die Frau, die hinter den tollen Angeboten steckt?
Rückblick: So üppig das Therapieprogramm für die Patientinnen und Patienten auf der Barmelweid ist, so karg war das Freizeitprogramm über viele Jahre hinweg. Immer häufiger erreichten die Klinik Rückmeldungen von Patientinnen und Patienten, die sich am Abend langweilten oder einsam fühlten und sich mehr Angebote in der therapiefreien Zeit wünschten. Ausgerechnet die Pandemie verhalf der Barmelweid dann zum entscheidenden Schritt: Anstatt viel Geld in die Eröffnungsfeier der neuen Barmelweid zu stecken – die coronabedingt sowieso auf wackeligen Füssen stand – entschied sich die Klinik, ins Freizeitprogramm zu investieren.
Einzigartig: Soziokulturelle Animation in einer Klinik
Schnell wurde beim Erarbeiten des Konzepts klar, dass eine Soziokulturelle Animatorin oder ein Soziokultureller Animator die Leitung des neuen Freizeitprogramms übernehmen soll – eine Form der Freizeitgestaltung, die es bisher so in den Schweizer Spitälern noch nicht gab. Und: Mit Anita Geisseler hat die Klinik den «perfekten Match» gefunden. Mit viel Feingespür für die Patientinnen und Patienten und Kreativität begeistert sie seit einem halben Jahr mit ihren Veranstaltungen und ihrer offenen, zugänglichen Art.
Sich für die Barmelweid zu entscheiden, fiel Anita im vergangenen Herbst nicht schwer: «Als ich die Stellenausschreibung gesehen habe, wusste ich sofort, dass es hier um eine sehr innovative Stelle geht und sich die Verantwortlichen viele (gute) Gedanken dazu gemacht haben», erklärt die ausgebildete Sozialpädagogin, welche die Region um die Barmelweid bereits aus ihrer Kindheit bestens kennt – sie ist in Erlinsbach aufgewachsen. Nach einigen Jahren in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, vor allem auch im stationären Setting, war sie auf der Suche nach etwas Neuem, Einzigartigem. Neben der ausgeschriebenen Stelle sprach sie besonders der Nachhaltigkeits-Gedanke an, der auf der Barmelweid gelebt wird.
«Hier kann ich alles, was ich aus meinem bisherigen Lebensweg mitnehme, anwenden»
Anfang Oktober 2021 trat Anita Geisseler ihre Stelle auf der Barmelweid an. Innert kürzester Zeit organisierte sie die ersten Angebote für unsere Patientinnen und Patienten, die sofort zahlreich besucht wurden. «Hier oben zu arbeiten, erfüllt mich sehr. Die Patientinnen und Patienten haben wirklich Lust auf die Veranstaltungen und sind mit vollem Einsatz dabei. Ihre Dankbarkeit ist einfach überwältigend», schwärmt Anita.
Mittlerweile gibt es bereits ein paar Veranstaltungs-Klassiker, die regelmässig stattfinden, wie beispielsweise das Barmelweid-Kino mit Popcorn, Getränken und gemütlichen Sitzsäcken. Aber auch neue Veranstaltungen stehen immer wieder auf dem Programm – Anitas Ideenreichtum ist beeindruckend. Sie erklärt: «Die Veranstaltungsideen zu finden fällt mir nicht schwer. Oft kann ich dabei auf meine bisherigen Erfahrungen und Ausbildungen zurückgreifen – ursprünglich habe ich ja die Ausbildung zur Floristin gemacht und nach meiner Ausbildung zur Sozialpädagogin lange mit Jugendlichen gearbeitet. Mit ihnen habe ich gelernt, auch immer wieder selbst Neues auszuprobieren, denn Jugendliche sind ständig auf der Suche nach Neuem. Auf der Barmelweid kann ich wirklich alles, was ich aus meinem bisherigen Lebensweg mitnehme, anwenden.»
Veranstaltungen sind sehr begehrt
Und so tauchten unsere Patientinnen und Patienten unter anderem schon ab in die Welt der Heilkräuter, erfuhren Interessantes zum Energiesystem der Barmelweid, nahmen am Töggeliturnier teil, lernten die Jungtiere im Stall kennen, gestalteten Adventskränze und Pflanzenbilder, stellten Naturkosmetik her, organisierten eine Kleidertauschbörse oder blühten auf in der Weihnachtsbäckerei.
Viele der Aktivitäten laufen so gut, dass sie bereits kurze Zeit nach der Ausschreibung ausgebucht sind und deshalb mehrmals angeboten werden. Pro Woche finden an zwei bis drei Abenden Veranstaltungen statt. Anita weiss: «Viele der Patientinnen und Patienten, die an den Kreativ-Workshops teilnehmen, tun dies auch, um lieben Menschen in ihrem Umfeld ein Geschenk zu machen zu können – aus Dankbarkeit für die Unterstützung in einer für sie meist schwierigen Zeit.» Und: Oft nutzten die Patientinnen und Patienten die Freizeitaktivitäten auch bewusst, um sich von ihrem Sorgen und Problemen abzulenken, erklärt Anita.
Konflikte unter den Patientinnen und Patienten gibt es während den Angeboten zum Glück selten. Und wenn es mal zu einer angespannten Situation kommt, dann kriegt sie Anita meist schnell wieder in den Griff: «Ich versuche dann herauszuspüren, was das Problem verursacht und versuche zwischen den Parteien zu vermitteln.»
Soziokulturelle Animation als wichtiger interner Knotenpunkt
Wer mit Anita spricht, dem fällt sofort auf, wie viel Herzblut sie in ihre Aufgabe auf der Barmelweid steckt. Trotzdem braucht auch sie ab und zu eine Pause, denn die Begegnungen mit den Patientinnen und Patienten sind zwar bereichernd, oft aber auch sehr intensiv. Sie sagt: «Viele der Gesichter kenne ich bereits sehr gut, da sie immer wieder an Veranstaltungen mit dabei sind.» Anita hat für sie immer ein offenes Ohr. Wenn sie nicht an neuen Veranstaltungen tüftelt auf der Barmelweid, schöpft Anita jeweils Kraft in der Natur, beim Zeit verbringen mit ihren Freunden, Familie und Hündin, beim Tanzen oder im Yoga. Besonders beim Yoga kann sie sich jeweils wieder sammeln und Energie tanken.
Womit Anita im Vorfeld wohl nicht so gerechnet hat, ist die Tatsache, dass sie auch Barmelweid-intern einen wichtigen Knotenpunkt darstellt. «Ich muss meine Veranstaltungen mit vielen Stellen intern koordinieren und abgleichen und oft ist es auch ein Suchen-und-sich-Finden in der Zusammenarbeit mit anderen. So muss sie unter anderem darauf achten, dass ihre Veranstaltungen nicht in die offizielle Therapiezeit fallen, muss schauen, dass ihre Angebote auf allen Stationen rechtzeitig publik gemacht werden und dass sie keine geltenden Regeln (dies war besonders während der Coronazeit wichtig) unbeabsichtigterweise verletzt. «Was intern aber sehr toll ist», sagt Anita, «ist die Tatsache, dass mich oft auch Mitarbeitende fragen, ob sie ebenfalls an den Veranstaltungen teilnehmen dürfen. Leider muss ich da zurzeit noch verneinen – einfach aus dem Grund, da die Patientinnen und Patienten vorgehen und die Angebote so oft ausgebucht sind.»