Von Martina Leser
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Als Nico Zobrist im Juni 2021 seinen Zivildienst auf der Barmelweid antrat, tat er dies mit dem festen Vorsatz, danach Jus zu studieren. Nach einem Jahr in der Diagnostik der Barmelweid und dem bestandenen Numerus Clausus war dann aber klar, dass es nicht das Jus-, sondern Medizinstudium werden wird. Wie es dazu kam? Das erzählen wir Ihnen in diesem Blogbeitrag.
Als Nico Zobrist im Juni 2021 seinen Zivildienst auf der Barmelweid antrat, tat er dies mit dem festen Vorsatz, danach Jus zu studieren. Die Rechtswissenschaft hatte ihn schon länger fasziniert und er hatte bis zu seinem Zivildienststart auf der Barmelweid bereits unzählige Bücher zu diesem Thema gelesen.
Mit der Medizin war Nico bis dahin nicht gross in Berührung gekommen, doch seit 2020 beschäftigte ihn die Corona-Pandemie sehr: Wie ein Schwamm sog er alle verfügbaren Informationen zum Thema auf, denn er wollte alle Details der Pandemie genau verstehen. Für Nico war dann auch schnell klar, dass er seinen Zivildienst im Gesundheitswesen leisten wollte – einerseits, um das überlastete Personal zu entlasten, andererseits, um einer wirklich sinnvollen Tätigkeit nachzugehen, denn die Zeit als Zivi einfach irgendwo ‚absitzen‘ wollte er auf keinen Fall.
«Nach einer Weile fragten wir uns: ‚Testen wir falsch?‘»
Im Juni 2021, als Nico in der Diagnostik der Barmelweid anfing, war es coronamässig eher ruhig und so konnten sich Teamleiterin Christina Kyburz und sein Zivi-Kollege Gianluca Moro viel Zeit nehmen, ihn ins Testen einzuarbeiten, so dass Nico schnell sicher wurde im Durchführen von Nasenabstrichen. «Klar, am Anfang war ich natürlich noch etwas unsicher», erinnert sich Nico, «zum Beispiel dann, wenn es am Stäbchen in seltenen Fällen Blut hatte. Das hat sich dann aber schnell gelegt.»
Trotzdem wurden Nico und Gianluca mit der Zeit unruhig, denn es waren durchwegs alle Eintritts- und Reihen-Tests negativ in der Sommerzeit. «Irgendwie kam uns das immer merkwürdiger vor und mit der Zeit fragten wir uns: ‚Testen wir falsch‘?», muss Nico lachen, wenn er an seine Anfangszeit zurückdenkt, «doch Anfang Herbst dann hagelte es plötzlich positive Tests.» Insgesamt wurden im Herbst/Winter/Frühling 2021/2022 über 2000 Nasenabstriche durchgeführt auf der Barmelweid.
Herbst/Winter 2021: Impf- und Testcenter läuft auf Hochtouren
Doch nicht nur das Testen hielten Nico und seine Teamkollegen im Herbst und Winter 2021 auf Trab, sondern bald auch wieder das Impfen: Die Booster-Impfung war da und so konnten sich die Mitarbeitenden ab November 2021 zum dritten Mal impfen lassen. Nico erinnert sich: «Daniela Emmisberger, die Leiterin der Diagnostik, hat mich in die Abläufe des Impfens eingeführt und so war ich dann zuständig für das Einplanen der Impfungen, für die Beantwortung von Fragen im Zusammenhang mit dem Impfen, für das Ausfüllen der Impfbüechli und für das Bestellen des Impfstoffs beim Kanton.»
Besonders interessant im Zusammenhang mit dem Impfen fand Nico, wenn er mit der Personalärztin Martina Stoppelhaar komplexe Fälle vorbesprechen konnte – also zum Beispiel Mitarbeitende, die speziell auf die Impfungen reagiert hatten und daher ein besonderes Augenmerk benötigten beim erneuten Impfen. Im Nachhinein sagt er: «Die Arbeit im Zusammenhang mit dem Impfen und dem Testen bestand zwar zu einem Grossteil aus Fleissarbeit, aber das hat mich nicht gestört. Besonders war, dass ich in meinem Zivijahr mit praktisch allen (700!) Mitarbeitenden in irgend einer Weise in Kontakt gekommen bin, das ist schon irgendwie beeindruckend.»
«Ich konnte überall reinschnuppern, das war einzigartig»
Was Nico auf der Barmelweid besonders geschätzt hat, war, dass es – trotz den mehreren hundert Mitarbeitenden – familiär zu und her geht, dass sich die Mitarbeitenden auch für die Arbeit der anderen Teams interessieren und diese wertschätzen und dass so viele verschiedene Bereiche ineinander verzahnt miteinander funktionieren müssen, damit alle Abläufe reibungslos klappen. «Der Klinikbetrieb ist wirklich sehr komplex – Reinigung, Küche, Hotellerie, Diagnostik, Therapien, Untersuchungen… alle Bereiche sind miteinander verknüpft, das hat mich fasziniert», erklärt er.
Da Nico generell sehr interessiert war an medizinischen Abläufen, durfte er bald – neben seiner Arbeit in der Diagnostik – auch an verschiedenen Untersuchungsverfahren in der Kardiologie, der Pneumologie und in der Schlafmedizin teilnehmen, eine Musiktherapie begleiten und einen Tag in die Psychosomatik hineinschnuppern. «Das Diagnostik-Team war einfach mega cool und hat mir jederzeit alle meine Fragen beantwortet», sagt er, «und ich durfte auch jederzeit Ausflüge in andere Fachbereiche machen und mich so über viele Bereiche hinweg bilden. Die Ärztinnen und Ärzte hatten Freude, dass ich so interessiert war und so erklärten sie mir alle Abläufe ganz genau und mit viel Geduld.»
Plötzlich unsicher in Sachen Berufswunsch
Das Reinschnuppern in die vielseitigen medizinischen Aufgaben der Barmelweid liess Nico mit der Zeit unsicher werden, ob Jus tatsächlich das Richtige war für ihn. Er ging in die Berufsberatung, schnupperte in der Orthopädie im Kantonsspital Aarau und führte intensive Gespräche mit seiner Nachbarin, welche damals im Notfall am Kantonsspital arbeitete.
Und so traf Nico nach reiflicher Überlegung die Entscheidung, Medizin zu studieren. Dies bedeutete: Ab sofort für den Numerus Clausus lernen, denn: Nur ein Drittel aller Prüflinge wird schlussendlich zum Studium zugelassen. Nico sagt dazu: «Ich wusste, dass ich ein ganzes Jahr lang warten muss, wenn es nicht klappt mit der Prüfung. Deshalb stand ich während sechs Monaten jeden Tag um 5:30 Uhr auf, lernte eine knappe Stunde und ging dann auf die Barmelweid arbeiten. Unterstützt hat mich in dieser Zeit auch meine Cousine, die bereits im ersten Medizinstudienjahr war. Sie hat mir viele wertvolle Tipps für die Prüfung gegeben.»
Epidemiologie, Orthopädie, Kardiologie, oder…?
Nicos Einsatz lohnte sich: Er bestand den Numerus-Clausus und konnte sich damit einen Studienplatz im Luzern Track der Universität Zürich sichern. Dieser noch junge Studiengang wird von den beiden Universitäten Luzern und Zürich gemeinsam durchgeführt. Und das erste Semester lief perfekt: Nico schloss die ersten Prüfungen Anfang 2023 erfolgreich ab. In welche Richtung er sich später vertiefen möchte, das weiss er noch nicht. Er sagt: «Ich finde die Epidemiologie & Infektiologie nach wie vor sehr spannend, aber beispielsweise auch die Orthopädie, die Neurologie, die Kardiologie oder die Psychosomatik.»
Entscheiden muss er sich zum Glück grad noch nicht. Zurzeit geniesst er einfach die Vorlesungen und Seminare und ist extrem fasziniert von all den Prozessen, die im menschlichen Körper stattfinden – und von der Wissenschaft, die immer mehr Geheimnisse des menschlichen Körpers entschlüsselt.
Leben neben dem Studium
Für Nico steht sein Studium momentan an erster Stelle. Aus diesem Grund ist er zurzeit etwas in den Hintergrund getreten in seiner politischen Tätigkeit. Wie vor vier Jahren wieder für den Nationalrat kandidieren wird er im Herbst nicht. «Eine Kandidatur steht für mich zurzeit nicht im Mittelpunkt. Momentan arbeite ich in der Geschäftsleitung der SP Aargau eher im strategisch-operativen Management. Zurzeit bereiten wir uns vertieft auf die Wahlen im Herbst 2023 vor und sind momentan an der Erstellung der verschiedenen Unterlisten.»
Wenn Nico nicht für die SP oder sein Studium arbeitet, geniesst er seine Zeit beim Segelflugzeug fliegen (er hat seinen Flugschein 2018 gemacht), beim Lesen, bei angeregten Diskussionen mit Freundinnen und Freunden oder bei Veranstaltungen der Schweizerischen Studienstiftung. Auf die vergangenen eineinhalb Jahre rückblickend sagt er: «Ich bin froh, dass ich auf der Barmelweid mein Zivijahr absolvieren konnte. Die Klinik bietet ihren Zivildienstleistenden sehr viel und bringt ihnen auch sehr viel Vertrauen entgegen – das hat mir ermöglicht, mich persönlich zu entfalten und weiterzuentwickeln. Danke!»
Wir gratulieren Nico Zobrist herzlich zu seinem erfolgreichen Studienstart, drücken ihm für die kommenden Prüfungen die Daumen und wünschen ihm weiterhin viel Freude im Studium.