«Kunst macht dort Sinn, wo sie öffentlich sichtbar und auch zugänglich ist»

Text: Renate Buser und Martina Leser
Fotos: Renate Buser
Lesedauer: 4 Minuten

Mit dem Abriss des Bella-Vista-Saals im Jahr 2019 sind auch die bedeutenden Wandmalereien von Felix Hoffmann verschwunden – doch zum Glück nicht für immer. In einem gewaltigen Projekt von und mit der Künstlerin Renate Buser wurden die Werke von Felix Hoffmann gerettet und an neuen Plätzen im Haus A reinstalliert. Zusammen mit den zeitgenössischen Fotografien von Renate Buser verschmelzen die Kunstwerke in einer einzigartigen Symbiose.

Rückblick: Im Januar 2019 wurde der Gebäudeteil mit dem Restaurant – und damit auch der Bella-Vista-Saal mit den Werken von Felix Hoffmann – Im Zuge des Bauprojekts «Oscar» abgerissen. Mit dem Kunst-am-Bau-Projekt der Künstlerin Renate Buser konnten die aus dem Jahr 1955 stammenden Malereien zum Glück vor dem Rückbau gerettet werden. Renate Busers Projekt lässt «alte» Kunst mit neuer verschmelzen und gibt den Malereien im Neubau ein «zweites Leben».

Doch woher kommt Renate Busers Motivation, Felix Hoffmanns Werke unbedingt erhalten zu wollen? Der Grund ist einfach: Renate Buser ist als Tochter des damaligen Chefarztes Max Buser auf der Barmelweid aufgewachsen und daher eng mit dem Areal verbunden. Sie sagt: «Die Barmelweid hat mein Bewusstsein von Raum früh geprägt. Aufzuwachsen in den1960er-Jahren auf der Sonnenterrasse am Jurasüdfuss über der Nebelgrenze mit freiem Blick auf die Alpen, das war grossartig. Auf historischen Postkarten ist zu sehen, wie sich die Heilstätte in den letzten hundert Jahren baulich verändert hat.»

Weiter erklärt Renate Buser: «Das neue Bettenhaus in Haus A markiert nun einen weiteren Schritt in der Geschichte und in der Zukunft der Klinik. Weil mir dieser Ort aus der Kindheit bestens bekannt ist, und weil die Barmelweid eine spannende Geschichte hat, wollte ich in meinem Projekt den Ort selber zum Thema machen – und dazu gehören auch die Wandbilder von Felix Hoffmann. Mich hat in diesem Zusammenhang die Frage des Umgangs mit historischer Substanz beschäftigt. So wie einzelne Gebäude auf der Barmelweid jeweils durch ihre Renovation neu interpretiert wurden, wollte ich die Tierfabeln retten und an geeigneten Orten in den Neubau integrieren. Die grosse Herausforderung war: Wie können die über 60 Jahre alten Fresken möglichst verlustfrei in den Neubau transferiert werden?»

In den letzten drei Jahren konnte Renate Buser das Projekt «Felix + Renate» in Zusammenarbeit mit der Firma Buess aus Gelterkinden realisieren. Fast alle Malereien und Fotografien haben unterdessen ihren neuen Platz gefunden: Sie zieren die rhythmischen Wandstrukturen vom Erdgeschoss hin bis in den dritten Stock des Hauses A sowie die Wartezonen in diesen vier Etagen. Weitere Werke sind in der neuen Eingangshalle – die kurz vor der Vollendung steht – angebracht worden sowie im Sitzungszimmer «Rütflue». Die Tierszenen von Felix Hoffmann, besonders in den Warte- und Aufenthaltszonen, sind wunderbar identitätsstiftend und stehen im Dialog mit den wandhohen Fotografien von Renate Buser, welche sie zu verschiedenen Jahres- und Tageszeiten in der Umgebung der Barmelweid aufgenommen hat.

Besonders speziell ist das Werk «Feldahorn» im Sitzungszimmer «Rütflue» – es handelt sich hier um ein zweiteiliges Werk: Ein Reststück des Wandgemäldes von Felix Hoffmann hat Renate Buser mit einer Fotografie ergänzt und damit neu interpretiert. Die Künstlerin erklärt: «Hier treffen Fotografie und Malerei räumlich direkt aufeinander, deshalb hat es für mich einen besonderen Stellenwert.»

Das Werk «Feldahorn» im Sitzungszimmer «Rütflue» ist einzigartig.

Felix Hoffmann war ab 1935 als freischaffender Grafiker und Maler in Aarau tätig und schuf zahlreiche Kinderbuch-Illustrationen, Illustrationen von Literatur (u. a. die einzige von Thomas Mann autorisierte Illustration vom Zauberberg), sowie Kirchenfenster, Fresken und Radierungen. Hoffmann erhielt 1957 den Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis und 1962 den New York Herald Tribune Children’s Book Award.

Die Künstlerin Renate Buser hat eine besondere Beziehung zur Barmelweid: Sie ist als Tochter des damaligen Chefarztes, Dr. med. Max Buser, in den 1960er-Jahren auf der Barmelweid aufgewachsen und hat einen intensiven Bezug zum Areal auf dem Jura. Heute lebt sie als renommierte Künstlerin für Fotografie und Architektur in Basel (renatebuser.ch, galerielinder.ch). Bekannt ist sie vor allem für ihre grossformatigen fotografischen Installationen.

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