Von Jasmin Scholz und Martina Leser
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Jasmin Scholz ist seit dreieinhalb Jahren Pflegefachfrau auf unserer Station B2, auf welcher Patientinnen und Patienten mit psychosomatischen Erkrankungen behandelt und gepflegt werden. Die junge Pflegefachfrau macht zurzeit den CAS Psychiatrische Pflege der Fachhochschule Bern und nutzt damit eine wichtige Gelegenheit, sich weiterzubilden. Die Barmelweid unterstützt sie dabei: Die Weiterbildungsstunden kann Jasmin Scholz als Arbeitszeit anrechnen lassen und die Klinik übernimmt einen grossen Teil der Ausbildungskosten. Im Interview erzählt sie uns, welches die Schwerpunkte der Ausbildung sind, welche Inhalte für sie besonders spannend sind und weshalb sie auch anderen Pflegefachpersonen ans Herz legt, sich weiterzubilden.
Jasmin, welche Ausbildung machst du zurzeit genau und welches sind die Inhalte?
Ich absolviere den CAS Psychiatrische Pflege der Fachhochschule Bern, der sich aus drei Modulen zusammensetzt: Aus dem Modul «Fachkurs Psychiatrie», aus dem Modul «Fachkurs Menschen mit psychischen Störungen pflegen» und einem «Evidence-Based-Practice-Modul», in dem das Thema Forschung und wissenschaftliches Arbeiten vertieft und gestärkt wird.
Neben diesem CAS gibt es auch den CAS Psychosomatik – und natürlich gibt es noch viele weitere ähnliche Angebote an anderen Fachhochschulen. Wenn man nicht gerade einen ganzen CAS-Lehrgang absolvieren möchte, dann kann man auch einzelne Fachkurse belegen und damit ebenfalls Credits sammeln. Interessant sind zum Beispiel die Fachkurse «Achtsamkeit» oder «Krisenintervention». Es besteht die Möglichkeit, sich bis zu einem Master-Abschluss weiterzubilden.
Welche Inhalte findest du in deinem CAS am interessantesten?
Ein grosses – und sehr interessantes – Thema sind für mich Haltungsfragen gegenüber Menschen mit psychischen Problemen. Stigmatisierung ist im Bereich der Psychiatrie sowie Psychosomatik weiterhin ein grosses Thema. Spannend war zudem die Vertiefung des «Recovery-Modells» – ein ressourcenorientiertes Konzept, bei dem Patientinnen und Patienten auf ihrem persönlichen Genesungsweg begleitet und unterstützt werden. Je nachdem, an welchem Punkt sich die Betroffenen befinden, ist eine andere Herangehensweise nötig. Gleichzeitig ist es wichtig, sich an der Haltung und dem Konzept der Station sowie der Klinik Barmelweid zu orientieren. Bereits kleine Transfers von der Theorie in den Praxisalltag sind jedoch sehr wertvoll.
Nebst den Inhalten zum Umgang mit Menschen, welche unter Depressionen, Suizidgedanken und anderen psychischen Erkrankungen leiden, durfte ich auch neue Modelle kennenlernen, wie Inhalte an verschiedene Arten von Patientinnen und Patienten vermittelt werden können. Zudem wurde auch die Angehörigenarbeit näher angeschaut. Dies war ein sehr interessanter Aspekt, da viele Kliniken diesbezüglich noch zu wenig sensibilisiert sind. Es gibt bereits ein Netz an Anlaufstellen, welche mir bisher nicht bekannt waren. Dies zu erfahren war sehr gewinnbringend.
Wie funktioniert der Transfer der Inhalte auf die praktische Arbeit?
Bei einigen Dingen funktioniert das sehr gut, zum Beispiel wenn ich Bezugspersonengespräche mit Patientinnen und Patienten führen. Oft kann ich im Vorfeld schon überlegen, welche Inhalte aus dem CAS mir im Gespräch konkret weiterhelfen können, das gibt einem dann ein zusätzliches Gefühl der Sicherheit während des Gesprächs. Es ist auch spannend zu erleben, wie die Betroffenen auf die Strategien, wie beispielsweise «Erklären und Verstehen mit Metaphern» reagieren. Viele Teile im Gespräch laufen aber trotzdem intuitiv ab, da ich im Vorfeld nicht genau weiss, was die Betroffenen mir genau erzählen werden. Das ist das Schöne an der Kommunikation und den Gesprächen – jedes Mal läuft es etwas anders und jeder spricht auf etwas anderes an.
Inwiefern profitierst du persönlich von dieser Weiterbildung?
Der rege Austausch mit den anderen Studierenden ist für mich sehr bereichernd – auch wenn die Lektionen nach wie vor alle online stattfinden. Der Austausch gibt mir viele Inputs für meine eigene Arbeit und es ist spannend zu hören, wie die gleichen Inhalte in den verschiedenen Bereichen wie Langzeitpflege, Psychiatrie oder Akutspital umgesetzt werden können.
Die Ausbildung gibt mir zudem weitere Denkanstösse – interessant wäre es zum Beispiel, wenn die psychoedukativen Gruppen durch Psychologen und Pflegefachpersonen dual geleitet und durchgeführt werden könnten. Dadurch könnten beispielweise Krisen während der Therapie besser aufgefangen oder Inhalte verschieden vermittelt und ergänzt werden.
Weshalb würdest du auch anderen Pflegefachpersonen die Weiterbildung weiterempfehlen?
Ich würde die Weiterbildung aus mehreren Gründen weiterempfehlen: Zum einen erweitert die Weiterbildung den persönlichen Horizont und gibt viele hilfreiche Inputs für die tägliche Arbeit auf Station. Zum anderen sind die Dozenten einfach sehr cool! Mit ihrer grossen Erfahrung und ihren vielen persönlichen Erzählungen wird es nie langweilig in den Lektionen.
Was ich auf der Barmelweid super finde, ist, dass die Klinik einen grossen Teil der Kosten übernimmt und dass ich die Studientage als Arbeitszeit anrechnen lassen kann. Das ist sehr kulant und motiviert mich zusätzlich den Lehrgang zu absolvieren und auch im Selbststudium Zeit zu investieren.