Von Serge Reichlin
Lesedauer: 3 Minuten
Vor rund 600 Tagen hätte sich wohl niemand träumen lassen, dass uns die Corona-Pandemie derart viele Probleme auf so vielen verschiedenen Ebenen bringen würde. Und doch: Langsam, langsam dürfen wir auch vorwärts schauen und uns auf das freuen, was nach der Pandemie kommt.
Wissen Sie noch, was Ihnen vor rund 600 Tagen durch den Kopf gegangen ist? Was Sie gedacht haben, als klar wurde, dass mit dem ersten Covid-19-Fall am 25. Februar 2020 im Tessin das neuartige Virus die Schweiz erreicht hatte? Ich rate jetzt einfach mal: Bestimmt hätten Sie nicht gedacht, dass uns Covid-19 derart viele Probleme auf so vielen verschiedenen Ebenen bringen würde.
Covid-19 hat uns nicht nur in mehreren Fallzahlen-Wellen überrollt, sondern brachte – und bringt uns immer mehr – an die Grenzen des als Gesellschaft Erträglichen. Dies wird besonders deutlich in der stark zunehmenden Zahl an Personen, die psychisch angeschlagen sind – und in Konflikten um Masken, Impfungen und Einschränkungen der persönlichen Freiheit: Teilweise fundamental wird hierzulande, und auf der ganzen Welt, der Kampf um die «Impffrage» geführt. Einen Gewinner gibt es dabei keinen.
Dabei haben wir doch eigentlich alle – egal ob Betroffene, Corona-Leugnender, Impf-Gegnerin oder -Befürworter – dasselbe Ziel im Hinterkopf: Die Pandemie und die dadurch geltenden Restriktionen endlich hinter uns zu lassen und möglichst wieder zur Normalität zurückkehren zu können. Mit etwas zeitlichem Abstand lässt sich feststellen, dass wir in der Schweiz in den vergangenen 600 Tagen auch vieles richtig gemacht haben, auch wenn wir das zurzeit durch die teilweise sehr emotional geführten Diskussionen vielleicht wenig spüren.
Ich kann das am Beispiel der Barmelweid und ihren Mitarbeitenden verdeutlichen: Obwohl uns die Pandemie alle auf dem falschen Fuss erwischt hat, haben sich die Klinik und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Rekordzeit auf die Massnahmen und neuartigen Aufgaben im Umgang mit Corona-Patientinnen und Patienten eingestellt und konnte so ein umfängliches Covid-19-Angebot gewährleisten. Im Nachhinein und mit etwas mehr Distanz betrachtet ist es fast unglaublich, wie unsere Teams mit den Herausforderungen umgegangen sind, als unser Haus regelrecht mit Covid-19-Akutkranken überschwemmt und der gesamte Arbeitsalltag für Wochen auf den Kopf gestellt wurde. Für den grossartigen Einsatz aller in dieser Ausnahmesituation bedanke ich mich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich. Ich kann definitiv sagen, dass die Barmelweid ihren Beitrag geleistet hat, für Betroffene, für Angehörige und damit für die Bevölkerung unserer Region.
Dieser enorme Einsatz über Wochen und Monate hat aber leider auch vielerorts ihren Tribut gefordert: Viele Mitarbeitende in der (Intensiv-) Pflege sind erschöpft und ausgebrannt und überlegen sich, ihren Job an den Nagel zu hängen. Ich hoffe natürlich sehr, dass dies nicht der Fall sein wird, denn wir brauchen all diese engagierten Menschen weiterhin – im Normalbetrieb wie auch im Falle einer weiteren Pandemie. Sie, unsere Mitarbeitenden, waren – und sind auch weiterhin – systemrelevant, die Krise hat dies verdeutlicht wie nie zuvor.
Ich bin gespannt, wann der Moment sein wird, an dem wir unsere Klinik wieder «ganz normal» öffnen können, ob alles wieder läuft, wie vor der Corona-Pandemie und ob es je wieder so sein wird, wie «früher». Ich wünschte mir, dass wir die Corona-Pandemie irgendwann quasi als Teil einer weltweiten Episode abbuchen werden können – also dass sie nur noch in unserer Erinnerung präsent sein wird, aber nicht mehr in unserem Alltag. Jedenfalls freue ich mich auf den Moment, in dem die Pandemie in der Schweiz als beendet erklärt sein wird. Ich freue mich zum Beispiel darauf, wieder unbeschwert ins Ausland fahren oder gemeinsam mit vielen Menschen ein Konzert geniessen zu können.
Worauf freuen Sie sich?
Serge Reichlin, CEO der Barmelweid
Worauf freuen sich unsere Mitarbeitenden? Sie erfahren es hier in der Bildstrecke: