Von Gertrud Jost und Martina Leser
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Seit einem halben Jahr gehört Gertrud Jost zu unserem Team der Patientenhotellerie, das seit 21 Jahren Gastgeber für alle nicht-medizinischen Anliegen unserer Patientinnen und Patienten ist. Vor kurzem hat unsere Social Media Managerin, Martina Leser, Gertrud durch ihre Schicht begleitet. Nur Zuschauen gab es dabei aber nicht – mithelfen war angesagt!
Gertrud Jost gehört seit einem halben Jahr zu unserem Team der Patientenhotellerie und ist Gastgeberin für alle nicht-medizinischen Anliegen der Patientinnen und Patienten. Dazwischen erfüllt Gertrud zusammen mit ihren Teamkolleginnen ein Riesenspektrum an Aufgaben, Tag für Tag. Heute nimmt mich Gertrud Jost mit auf ihre Schicht. Und ich kann verraten: Langweilig wurde es mir dabei nicht!
Um 7:15 Uhr geht es in der Frühschicht mit den Vorbereitungen für das Morgenessen los. Kaffee und Tee bereitet Gertrud frisch auf der Station zu, damit die Getränke auch wirklich warm bei den Patientinnen und Patienten ankommen. Um kurz vor 8 Uhr ist Gertruds Wagen mit den Essenstabletts zur Auslieferung bereit – nur die Tageszeitungen sind heute leider nicht alle rechtzeitig erschienen. «Damit müssen wir leben», erklärt sie, «wir werden sie den Patientinnen und Patienten einfach später bringen.»
Gertrud ist heute zusammen mit einer Kollegin für das Wohl der Patientinnen und Patienten der Bettenstation im 3. Stock zuständig. Wir machen uns also auf die Socken und verteilen die Tabletts – Gertrud und ihre Kollegin sicher und stets mit einem freundlichen Lächeln auf dem Gesicht, ich unsicher und wackelig, aber wenigstens fällt keines meiner Tabletts zu Boden.
Nach der Verteilrunde geht es zurück ins Office der Patientenhotellerie – Auffüllen der Kühlschränke ist angesagt. «Wir haben immer einen Grundstock an Esswaren und Getränken hier oben bereit, denn wir wissen ziemlich genau, was unsere Patientinnen und Patienten ungefähr pro Woche zusätzlich benötigen», weiss Gertrud. Früchte, kleine Käsli, Butter, Konfitüren, Früchte, Milch, verschiedene Softgetränke und Kaffeebohnen wandern in die Schränke, anschliessend gehen wir die Essenstabletts abräumen.
Unterwegs erzählt mir Getrud: «Das Auftischen der bestellten Menüs und das Abräumen der Tabletts nach den Essen – egal ob Morgen-, Mittag- oder Abendessen – ist für mich immer ein schöner Moment mit den Patientinnen und Patienten. Die leeren Teller und die begeisterten Gesichter zeigen mir, dass das gute Essen den Menschen in der Reha gut tut. Das lassen sie uns übrigens auch mit viel Lob an die Küche spüren!»
Unterdessen ist es fast 8:45 Uhr, eine Patientin möchte noch mehr Kaffee, aber jetzt geht es zuerst an den Huddle im Stationszimmer. Die Sitzung mit Pflege, Ärztinnen und Mitarbeitenden vom Empfang und der Reinigung ist kurz, aber für alle Teilnehmenden informativ, und direkt danach macht Gertrud den bestellten Kaffee – ich hätte wohl bereits wieder vergessen, dass jemand noch eine Zusatzbestellung aufgegeben hat.
Danach geht es ohne Pause auf die Bettenrunde. Auf dieser Runde füllen beide Mitarbeitenden auf dem Stock zusammen das Wasser in den Zimmern auf, ersetzen Bett- und Frotteewäsche und kümmern sich auf Anfrage darum, dass die private Wäsche der Patientinnen und Patienten in die Wäscherei kommt. Doch das nicht immer ganz einfach: Einige der Patientinnen und Patienten schlafen oder sind gerade im Bad und dann können nicht alle Arbeiten direkt erledigt werden. Das führt manchmal dazu, dass Gertrud während ihrer Schicht mehrere verschiedene Arbeiten im Hinterkopf behalten muss, die anstehen – heute beispielsweise sind noch einige Essenstabletts in den Zimmern geblieben und die fehlenden Zeitungen vom Morgen sind auch noch nicht alle verteilt / wieder abgeräumt. Ich staune, denn auch mit Checklisten ist das eine enorme Kopfarbeit, die neben der körperlichen Arbeit absolviert werden muss von unseren Mitarbeitenden der Patientenhotellerie.
«Hast du schon einmal gemessen, wie viele Schritte du pro Schicht läufst?», frage ich Gertrud. Sie verneint, aber es dürften einige tausend sein pro Arbeitstag. Und apropos zählen: Nach jedem berührten Gegenstand eines Patienten oder einer Patientin muss Gertrud beim Verlassen des Zimmers ihre Hände desinfizieren. Wie viele Male Desinfizieren das wohl pro Schicht ergibt?!
Nach dieser Runde hat Gertrud eine kurze Pause, in der sie auch selbst mal einen Kaffee kriegt – bevor dann die Essensbestellung für den nächsten Tag bei den Patientinnen und Patienten ansteht. Ich möchte von Gertrud wissen, wie sie sich jeweils vom vollgepackten Arbeitsalltag erholt. Sie erzählt mir, dass sie sich mit grosser Freude im Gemeinderat ihres Wohnorts engagiert: «Zu meinen Arbeitsbereichen im Gemeinderat gehören beispielsweise die Bereiche ‚Kinder und Jugendliche‘, ‚Natur und Landschaft‘ und der Wald. Zurzeit arbeite ich daran, dass unsere Gemeinde das Label ‚Kinderfreundliche Gemeinde‘ erhält und bis vor kurzem wirkte ich in einer Arbeitsgruppe mit, die drei Forstbetriebe zu einem grossen zusammengelegt hat». Ich staune, denn Politisieren klingt für mich nicht unbedingt erholsam. Für Gertrud ist aber genau der Wechsel zwischen körperlicher Arbeit und Kopfarbeit, zwischen strategischen Projekten und Teamarbeit mit Kontakt zu Menschen, eine wertvolle Abwechslung – und wenn sie wirklich mal abschalten will, dann kann sie sich zu Hause bei ihrer Familie erholen.
Nach der kurzen Pause geht es um 10:30 Uhr auf die Essensbestellrunde – dies aus dem Grund, da beim eingeplanten Zeitfenster am Nachmittag meist nicht genügend Zeit ist, um die Bestellung aller Patientinnen und Patienten aufzunehmen. Mit dem Tablet, das Gertrud dabei hat, geht die Bestellung der Menüs zum Glück schnell – ausser natürlich dann, wenn die Patientinnen und Patienten Mühe haben, sich bei all den leckeren Menüs zu entscheiden! Und: Auch hier sind einige der Patientinnen und Patienten wieder unterwegs oder in der Therapie – viele Bestellungen müssen deshalb später nachgeholt werden. Gleichzeitig stehen zwischen 9:30 und 11 Uhr jeweils die Eintritte von neuen Patientinnen oder Patienten an. Gertrud berichtet: «Beim Eintritt treffen wir auf Patientinnen und Patienten mit ganz unterschiedlichen Hintergründen, Bedürfnissen, Erwartungen und Ängsten. Wir gehen bereits beim ersten Gespräch auf die Ängste, Fragen und Unsicherheiten ein und ermöglichen ihnen so ein gutes Ankommen und einen erholsamen Aufenthalt.»
Nach der Morgenrunde steht das Mittagessen auf dem Programm. Ist dieses verteilt und wieder abgeräumt, wird das Personal von zwei Personen pro Stock auf zwei Personen für 6 Stockwerke (in Haus A 1.-3. Stock), in Haus B 5. Stock und in Haus C 3. und 4. Stock) – reduziert. Für Gertrud ist heute also um 14 Uhr Schluss – sie darf nach Hause. Wenn sie Spätschicht hat, also erst um 14 Uhr startet, dann erledigt Gertrud jeweils verschiedene Arbeiten – macht beispielweise die Essensbestellung fertig, arbeitet Arbeitslisten ab, bereitet die Listen für den nächsten Tag vor, macht die Abrechnungen derjenigen Patientinnen und Patienten, die am nächsten Tag nach Hause fahren und hilft diesen allenfalls auch beim Packen. Kleine und grosse Anliegen der Patientinnen und Patientinnen am Nachmittag nimmt sie dann in der Regel per Telefon entgegen – alle Patientinnen und Patienten haben die Nummer der Patientenhotellerie.
Um 19:30 Uhr räumt sie die letzten Abendessen ab (diese werden um 18 Uhr verteilt) und verabschiedet sich dann von den Patientinnen und Patienten. Vor dem Verabschieden fragt sie aber alle Patientinnen und Patienten noch einmal, ob sie noch etwas Gutes für sie tun kann. Dies verhindert, dass die Pflege – die jetzt am Abend und in der Nacht die Aufgaben der Patientenhotellerie übernimmt – viele zusätzliche Arbeit kriegt.
Mich beeindruckt, wie gelassen Gertrud trotz des manchmal hektischen Arbeitsalltags ist. «Ich glaube, ich kann so gelassen durch den Arbeitstag gehen, weil ich weiss, dass alle vom Team Hand in Hand arbeiten und schauen, dass niemand von den anderen Mitarbeitenden im Stich gelassen wird. Wenn wir Arbeiten übergeben, dann so, dass der oder die Nächste nahtlos weitermachen kann, das ist toll.»
Sehr interessanter und aufschlussreicher Bericht über diese sehr vielfältige Arbeit und die Leistung von Getrud. Bravo und weiter so.
Markus