«Freedom Day»: Den Fokus auf das Schöne richten

Von Serge Reichlin
Lesedauer: 3 Minuten

Nun ist er da, der «Freedom Day» in der Schweiz. Die meisten Massnahmen sind ab heute schweizweit aufgehoben. Zeit, den Blick nach vorne zu richten.

Schon vor zwei Wochen hatte Ignazio Cassis in der Medienkonferenz des Bundesrates angekündigt, er könne den 2.2.2022 zu einem «Freudentag» erklären. Damals hatte der Bundesrat entschieden, per sofort die Homeofficepflicht und Quarantäneregel aufzuheben und einen konkreten Ausstiegsplan für den 16. Februar in die Vernehmlassung zu geben. Und nun? Nun ist er also tatsächlich da, der «Freedom Day» – nach ziemlich genau zwei Jahren Pandemie. Zwar mag hierzulande niemand so recht den Namen aussprechen – zu aufgeregt für die Schweiz? – doch ab heute sind fast alle Massnahmen aufgehoben: 2G+? 2G? 3G? Masken in Innenräumen? Zertifikat? Alles weg! Einzig in den öffentlichen Verkehrsmitteln und in Gesundheitsinstitutionen bleiben einzelne Massnahmen bestehen.

Omikron-«Wand» läutet endemische Phase ein
Bereits in meinem Beitrag vom vergangenen Oktober hatte ich die vorsichtige Prognose gewagt, dass die Pandemie 2022 ein Ende finden könnte und wir uns auf das freuen können, was danach kommt. Zwar hat Omikron uns durch seine enorme Ansteckungsfähigkeit noch einmal eine kräftige Welle – manche sprachen im Dezember sogar von einer «Wand» – beschert, doch glücklicherweise war schnell klar, dass Omikron zwar etwas mehr «PS» hat, aber zum Glück viel weniger gefährlich für die Lunge ist, als es sein Vorgänger Delta war. Insgesamt haben wir in den letzten Monaten über tausend Covid-19-Patientinnen und -Patienten – akut oder in der Rehabilitation – behandelt.

«Ganz besonders freue ich mich für die Mitarbeitenden der Barmelweid. Sie haben durchgehalten, zwei sehr schwierige und lange Jahre lang. Und nun geht es endlich auch für sie wieder aufwärts».

Und nun dürfen wir uns, vorerst zwar vielleicht noch etwas verhalten, freuen: Es ist anzunehmen, dass wir uns auf dem Weg in die endemische Phase befinden. Mit dem Wegfallen vieler Massnahmen dürften unsere Leben in den nächsten Monaten wieder etwas einfacher, und vor allem: wieder bunter werden. Wann waren Sie das letzte Mal im Kino? Hatten nicht den Stress, das Zertifikat inklusive Identitätskarte vorzeigen zu müssen? Konnten an einer Veranstaltung nicht teilnehmen, da sie kein Zertifikat besitzen? Oder waren genau dann in Quarantäne / Isolation? Zeiten und Probleme, auf die wir (hoffentlich) bald zurückschauen können. Und damit auch gleichzeitig den Blick nach vorne richten: Nach vorne auf all das Schöne, das jetzt kommen kann. Ich beispielsweise freue mich sehr darauf, bald wieder zu einem Live-Konzert gehen zu können. Mal sehen, welche Künstlerin oder Künstler das sein wird!

Freude für die Mitarbeitenden
Ganz besonders freue ich mich aber für die Mitarbeitenden der Barmelweid. Sie haben durchgehalten, zwei sehr schwierige und lange Jahre lang. Und nun geht es endlich auch für sie wieder aufwärts. Zwar gelten in der Klinik nach wie vor noch bestimmte Regeln – dies ganz einfach, da wir auf der Barmelweid viele vulnerable Personen behandeln und pflegen – doch privat dürfen unsere Mitarbeitenden endlich ein bisschen aufschnaufen. Unsicherheit, Einschränkungen, wechselnde Regeln sowie die Zertifikats- und Testpflicht in den vergangenen Monaten war auch für viele von ihnen eine ständige Belastungsprobe. Mich hat beeindruckt, wie verständnisvoll die jeweils geltenden Massnahmen aufgenommen wurden und wie die bestmögliche Betreuung von Patientinnen und Patienten immer im Zentrum stand. Dafür, und für ihren unermüdlichen Einsatz in der Pandemie, möchte ich allen Mitarbeitenden an dieser Stelle noch einmal herzlich danken.

Die Folgen der Pandemie bewältigen
Auch wenn die Freude jetzt da ist: Wirtschaftlich, zwischenmenschlich und vor allem auch im Gesundheitswesen werden wir die Nachwehen der Pandemie wohl noch etwas länger spüren. Hier wieder «zurück auf Kurs» zu kommen, dürfte noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Zu hoffen bleibt aus Sicht des Gesundheitswesens insbesondere, dass sich durch die ungemein hohe Zahl von Omikron-Ansteckungen in den nächsten Wochen die Krankenhäuser und Reha-Institutionen nicht mit Long-Covid-Patientinnen und -Patienten füllen werden. Denn: Das Long-Covid-Risiko bleibt bestehen – auch bei milden Covid-19-Verläufen. Hier können wir momentan nur Abwarten. Von Seiten der Barmelweid kann ich aber versichern: Wir sind bereit, unser wirksames, speziell auf Long Covid ausgerichtetes Reha-Programm Betroffenen anzubieten.

Bleiben Sie gesund!

Serge Reichlin, CEO der Barmelweid

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