Von Britta Amsler, Dennis Kieffer und Martina Leser
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Britta Amsler und Dennis Kieffer sind zwei der insgesamt 18 Care-Managerinnen und -Manager auf der Barmelweid. Im Blog berichten sie über die Aufgaben einer Care-Managerin / eines Care-Managers und darüber, weshalb sie diese spezialisierte Funktion in der Pflege so schätzen.
Bereits 2007 – und damit als eine der ersten Kliniken in der Schweiz – hat die Barmelweid einen Care-Management-Pilotversuch im 4. Stock in Haus B gestartet. Im Verlauf der Einführung der Funktion stand für die Klinik fest: Care-Managerinnen und -Manager sollten auf allen somatischen Stationen zum Einsatz kommen.
Eine der ersten Care-Managerinnen war Britta Amsler. Sie erinnert sich: «Damals war das Care-Management noch nicht so verbreitet in der Schweiz. Die Barmelweid hat da eine Vorreiterrolle eingenommen, indem sie diese spezialisierte Funktion, die aus dem Case-Management entstanden ist, im Rahmen der Rehabilitation implementierte.»
Care… was?
Doch was sind Care-Manager/innen eigentlich? «Kurz gesagt sind sie spezialisierte Pflegefachpersonen, die Patientinnen und Patienten nach ihrem Spitalaufenthalt – auf der Barmelweid durch die Reha begleiten», erklärt Britta Amsler. Als erste Ansprechperson für den Bedarf und Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten leisten Care-Managerinnen und -Manager einen wichtigen Beitrag dazu, dass sich die Patientinnen und Patienten gehört und gut betreut fühlen und ihre persönlichen Ziele während ihres Reha-Aufenthalts erreichen.
Bereits beim Eintrittsgespräch besprechen sie mit ihren Patientinnen und Patienten die Ziele des Reha-Aufenthalts und zeigen ihnen Perspektiven für die Zeit nach dem Austritt auf – dies motiviert und trägt oft massgeblich zum Reha-Erfolg bei.
Care-Managerinnen und -Manager: Interdisziplinärer Dreh- und Angelpunkt
Care-Managerinnen und -Manager stehen aber nicht nur im direkten Kontakt mit den Patientinnen und Patienten, sondern koordinieren, kontrollieren, dokumentieren und evaluieren alle nötigen Leistungen, um die optimale Versorgung der Patientinnen und Patienten zu gewährleisten.
Britta Amsler erklärt: «Dies bedeutet den direkten Kontakt zu einer Vielzahl von Personen und Stellen, in erster Linie zu den Angehörigen, aber auch zur Bettendisposition, zur Pflege, zu den Sozialarbeiterinnen, zu Therapeuten, zu Ärztinnen und Ärzten, aber auch zu vielen externen Diensten, wie beispielweise zur Spitex und anderen pflegerischen Institutionen.»
Durch die Zunahme an Komplexität im Patientenprozess von der Hospitalisation über die Reha bis zum Austritt sind für Care-Managerinnen und -Manager in den letzten Jahren immer mehr Aufgaben hinzugekommen. Dennis Kieffer sagt: «Der administrative Aufwand hat deutlich zugenommen im Rahmen der Ansprüche an die Schlüsselrolle, um allen Aufgaben und den verschiedenen interdisziplinären Teams gerecht zu werden.»
IDR als wichtiges Instrument im Pflegeprozess
Ein wichtiges Instrument im Pflegeprozess, bei dem die Care-Managerin oder der Care-Manager den Lead hat, ist der interdisziplinäre Rapport, kurz IDR: «Wir moderieren diese Runde bestehend aus Care Managerin, Arzt, Vertretung aus der Sozialberatung, der Physiotherapie und der Ernährungstherapie und stellen damit sicher, dass alle am Rehabilitationsprozess involvierten Fachpersonen miteinander vernetzt, auf dem neuesten Stand, über alle Vorgänge informiert sind und allenfalls nötige Schritte in ihrem Fachbereich einleiten können», sagt Dennis Kieffer. Das Ziel ist, die individuellen Rehabilitationsziele der Patientinnen und Patienten zu evaluieren und anzupassen, um die gesteckten Ziele schlussendlich zu erreichen.
Die Arbeit mit den Patientinnen und Patienten, verschiedenen Fachpersonen in der Klinik und externen Stellen erfordert von einer Care-Managerin oder einem Care-Manager gute Verhandlungskompetenz und Teamfähigkeit. Britta Amsler sagt: «Als Care-Managerin muss ich nicht nur verhandlungsstark sein, sondern auch empathisch und hohe soziale und kommunikative Kompetenzen besitzen – und: oft müssen wir auch sehr kreativ und innovativ sein und einfach mal ‹out-of-the-box› denken!»
Wertschätzung der Patientinnen und Patienten und ihren Angehörigen
Britta Amsler und Dennis Kieffer sind mit Engagement und Herzblut dabei: «Die Patientinnen und Patienten teilen in den Gesprächen ihre Geschichte, Ängste und Fragen und schenken uns damit auch ihr Vertrauen», erklärt Britta Amsler, «so ist es möglich, dass wir in einem gemeinsamen Prozess und auf Augenhöhe meistens die besten individuellen Lösungen finden können. In der Regel sind die Patientinnen und Patienten sehr dankbar für die Zusammenarbeit und sie schätzen es, dass ihnen jemand aktiv zuhört.» Nicht immer jedoch wollen die Patientinnen und Patienten reden. Natürlich respektieren wir dies: Jede/r darf sich frei fühlen, so viel mit den Care-Managerinnen und -Managern zu teilen, wie sie oder er das möchte.
«Manchmal ist es etwas schwierig, wenn wir merken, dass eine Patientin oder ein Patient verwirrt ist, Dinge erzählt, die so nicht stimmen können oder die sich merkwürdig anhören – dann fragen wir mit der Erlaubnis dieser Person bei der angegeben Kontaktperson nach», berichtet Dennis Kieffer. Ist eine Situation oder ein Austrittsweg unklar oder komplex, finden mit dem Einverständnis der Patientinnen und Patienten auch Familiengespräche statt. An einem sogenannten runden Tisch werden alle Beteiligten angehört und die Anforderungen für den Austritt besprochen, um individuelle Möglichkeiten zu beschliessen. Wir erleben immer wieder, dass es in diesem Rahmen auch möglich ist, Betroffenen und Angehörigen eine Plattform für ihre Gedanken, Wünsche und Sorgen zu geben. Dies sind entscheidende Schritte auf dem Weg, die Reha-Ziele zu erreichen.
«Together we’ll get to where you want to be»
Ein essentielles Gespräch ist das Eintrittsgespräch, das jeweils in den ersten 72 Stunden nach Eintritt der Patientin oder des Patienten stattfindet. «In der Regel schauen wir, dass wir das Gespräch direkt innerhalb der ersten 24 Stunden durchführen können, um die Patientinnen und Patienten so gut wie möglich ankommen zu lassen», erklärt Dennis Kieffer.
Beim Eintrittsgespräch erfassen die Care-Managerinnen und -Manager den Pflegebedarf der Patientinnen und Patienten und besprechen die Ziele für den Spitalaufenthalt auf der Barmelweid. Ganz wichtig dabei: Bereits beim Erstgespräch kommt der Austritt zur Sprache: Gemeinsam wird eruiert, welche Unterstützung es allenfalls zu Hause braucht oder wie der Wiedereinstieg ins Berufsleben am besten gelingt. Zudem wird besprochen, wie andere Dienste – zum Beispiel die Ernährungstherapie oder der Sozialdienst – miteinbezogen werden.
Beim Austrittsgespräch blicken die Care-Managerinnen und -Manager dann mit den Patientinnen und Patienten zurück auf den Verlauf und die Erfolge der Rehabilitation und planen den Austritt ganz konkret. Falls klar wird, dass ein Austritt nach Hause nicht möglich ist, suchen Britta Amsler und Dennis Kieffer zusammen mit der Sozialberatung und der Patientin oder dem Patienten – nach Wunsch auch gemeinsam mit den Angehörigen – eine geeignete Anschlusslösung. Ganz im Sinne von: «Together we’ll get to where you want to be».
Erlebnisse, die ein Leben lang in Erinnerung bleiben
Für Britta Amsler und Dennis Kieffer sind es ganz klar auch die Erinnerungen an schöne Momente, durch die sie immer wieder neue Motivation für ihre Arbeit als Care-Managerin und Care-Manager finden. Britta Amsler erinnert sich: «Ich kann mich noch an zwei Fälle erinnern, bei denen wirklich Ausserordentliche s geleistet wurde, um Patientinnen und Patienten eine Freude zu bereiten.»
Eine Frau beispielsweise konnte, mit Hilfe der Lungenliga und einer ihrer Pikett-Mitarbeiterinnen, den 24. Dezember zu Hause bei ihren Liebsten verbringen. «Wir konnten den Tag so organisieren, dass der Pikett-Dienst nach Hause zu dieser Frau gefahren ist, um ohne Unterbruch für eine optimale Sauerstoffversorgung zu sorgen», sagt Britta Amsler, «und ich weiss noch, dass die Söhne dieser Frau sie zusammen die Treppe rauf- und runtergetragen haben an diesem Tag. Einfach wunderbar!»
Ein anderer, schwer kranker Patient, hat dem Care-Management-Team anvertraut, dass er keine weiteren Behandlungen mehr wünsche und einfach nur nach Hause in seine vertraute Umgebung wolle. «Wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, dass sein Wunsch in Erfüllung geht. Sein Sohn, der in der Feuerwehr ist, konnte es dann organisieren, dass sein Vater mit Hilfe der Feuerwehr-Kollegen hoch in den 4. Stock (ohne Lift) transportiert werden konnte», erzählt Britta Amsler.