Conchita Kohler: Eine Weltmeisterin auf der Barmelweid

Martina Leser
Lesedauer: 6 Minuten

Seit viereinhalb Jahren ist Conchita Kohler Teil unserer Pflege. Viele Mitarbeitende haben sie wohl trotzdem noch nie gesehen, denn: Auf der Barmelweid ist Conchita vor allem nachts. Im Blogbeitrag erzählt sie, weshalb sie die oft strengen Nachtdienste mag, worauf man bei der Betreuung von Patientinnen und Patienten in der Nacht achten muss und in welcher Disziplin sie mehrmals Weltmeisterin wurde.

Conchita Kohler ist seit viereinhalb Jahren Teil unseres Pflegeteams auf der Station A1. Viele Mitarbeitende haben sie wohl trotzdem noch nie gesehen, denn: Auf der Barmelweid ist Conchita vor allem nachts. «Ich arbeite gerne in der Nacht, denn dann ist es einfach etwas ruhiger», erklärt Conchita. Mit «ruhig» meint sie aber nicht, dass es im Nachtdienst (dieser geht von 22:30 bis 7:10 Uhr) weniger zu tun gibt, sondern dass ganz einfach weniger Menschen da sind und damit auch der Geräuschpegel etwas weniger hoch ist auf der Station und in der Klinik generell.

Oft ist Conchita in der Nacht ganz alleine auf der Station A1, und das bei durchschnittlich 40 bis 42 Patientinnen und Patienten. Damit trägt sie eine grosse Verantwortung, die sie aber mag. Sie sagt: «Ja, in der Nacht ist es häufig streng, denn es kann schnell hektisch werden, wenn mehrere Patientinnen und Patienten gleichzeitig klingeln, dann muss ich einfach ruhig bleiben. Ich bin aber froh, dass wir im Nachtdienst das Trotti benutzen dürfen im Gang, so komme ich schneller vom einen Flur-Ende zum anderen.» Und das ist gut so, denn die Flure unserer Stationen in Haus A sind ungefähr 115 Meter lang!

Mit dem Trotti geht es im Nachtdienst blitzschnell von A nach B.

«Wichtig ist, immer gut mit den Patientinnen und Patienten zu kommunizieren»
Da Conchita oft in der Nacht da ist und damit alle Patientinnen und Patienten der gesamten Station betreut, ist es ihr ein besonderes Anliegen, dass die Patientinnen und Patienten gerne mit ihr im Kontakt sind. «Ich bin ein geduldiger und sehr zuverlässiger Mensch, und wenn die Patientinnen und Patienten das merken, dann sind sie selbst auch wieder geduldiger, wenn sie in der Nacht vielleicht mal einen Moment länger warten müssen», weiss sie.

Trotzdem ist sie natürlich bemüht, die Wartezeiten der Patientinnen und Patienten immer so kurz wie möglich zu halten. Dafür hat sie sich im Laufe der Jahre ein paar geschickte Kniffs und Tricks angeeignet, wie sie in kurzer Zeit mehrere Patientinnen und Patienten gleichzeitig versorgen kann. Sie erklärt: «Mit der Zeit läuft vieles einfach sehr routiniert – und wichtig ist einfach immer, dass man sehr genau und möglichst einfach mit den Patientinnen und Patienten kommuniziert.»

Langjährige Erfahrung hilft in Ausnahmesituationen
Obwohl Conchita viele Situationen in der Nacht selbständig lösen kann, gibt es auch Situationen, in denen sie sich an die Ärztin oder den Arzt wenden muss, der in dieser Nacht Pikett-Dienst hat. Sie erklärt: «Wenn eine Patientin oder ein Patient  beispielsweise grosse Schmerzen hat und die zugelassene Dosis zu wenig wirkt, dann muss der Arzt oder die Ärztin entscheiden, was und wie viel mehr gegeben werden kann.»

Was auch vorkommen kann – zum Glück aber sehr selten – ist eine lebensbedrohliche Situation, die den sofortigen Einsatz mehrerer Personen erfordert, wie beispielweise eine Reanimation. Oft kann Conchita in diesen Situationen junges Ärztepersonal mit ihrer ruhigen Art und ihrer langjährigen Erfahrung zusätzlich unterstützen. Sie sagt: «Solche Ausnahmesituation sind für Berufseinsteigende häufig noch sehr herausfordernd und da kann ich sie als erfahrene Pflegende optimal unterstützen.»

Medikamente-Richten als neue, verantwortungsvolle Aufgabe
Die Arbeit in der Nacht ist nicht jedermanns Sache. Für Conchita ist sie aber kein Problem, sie sagt: «Der Körper gewöhnt sich an den Nacht-Rhythmus». Trotzdem hatte die Arbeit alleine in der Nacht im Laufe der Zeit auch seinen Preis: Durch das Heben und Umlagern der – zum Teil schweren – Patientinnen und Patienten bekam Conchita mit der Zeit Rücken- und Knieprobleme. Das war aber kein Grund für sie, ihren Beruf an den Nagel zu hängen. Stattdessen überlegte sie sich, welche weiteren Möglichkeiten es in der Pflege für sie gibt. Da kam ihr die Idee, die Ferien-Vertretungen der Pharma-Assistentinnen aus dem Kantonsspital Aarau zu übernehmen, welche jeweils die Medikamente für die Patientinnen und Patienten richten.

Beim Medikamente-Richten braucht es höchste Konzentration – und: das Vieraugenprinzip.

Überlegt – gemacht! Seit 2022 richtet Conchita auch regelmässig die Medikamente für unsere Patientinnen und Patienten aller Stationen. «Das Medikamente-Richten ist eine willkommene Abwechslung für mich und es ist interessant, da ich auch hier eine grosse Verantwortung trage», erklärt Conchita. Beim Medikamente-Richten muss Conchita sehr konzentriert arbeiten, denn die meisten Patientinnen und Patienten kennt sie nicht – und damit auch nicht ihre Medikation. Am meisten Medikamente richten muss sie während den typischen Ferienzeiten, wie zum Beispiel im Sommer.

Vieraugenprinzip bringt Sicherheit
Damit die Medikamente gerichtet werden können, muss Conchita sie auch bestellen und im Materialraum versorgen. Dort schaut sie sehr darauf, dass alle Medikamenten-Schachteln am richtigen Ort und korrekt versorgt sind. Fehlen Medikamente oder ist eine Medikation unklar, meldet Conchita sich bei der Spitalapotheke im Kantonsspital Aarau: «Ich bin häufig im Kontakt mit dem KSA und bin sehr froh, dass dieser sehr angenehm ist und ich immer fragen darf, wenn etwas unklar ist», erzählt sie. Wichtig ist intern auch das Vieraugenprinzip: Herausgegeben werden nur Medikamente, die doppelt kontrolliert worden sind.

Neben dem Medikamente-Richten ist Conchita auch Materialverantwortliche auf der Station A1. «Ich gehe alle 2 Monate zur Materialverantwortungssitzung mit den Verantwortlichen der anderen Stationen und mache die Bestellungen für die Station A1», erklärt Conchita.

«Ich habe gelebt!»
Wer denkt, dass mit Spät- und Nachtdiensten kein Sozialleben möglich ist, der irrt sich. Conchita hat sich in der Guggenmusik «Aarefääger» und im Musikverein Brugg-Windisch engagiert, sie spielte Cornet und war im Vorstand beider Vereine. Die Begeisterung für die Fasnacht hat sie seit ihrer Kindheit. Sie erklärt: «Schon als Kind hat es mir Spass gemacht, mich für die Fasnacht zu schminken und später war vor allem das Zusammensein und die gemeinsamen Erlebnisse in den Vereinen das, was mir Freude bereitet hat.»

Im Musikverein spielte Conchita lange das 2. Cornet und ist häufig von den Proben direkt zur Arbeit gefahren. Ausgemacht hat ihr das damals nichts. «Ich habe stets versucht, in so vielen Proben wie möglich dabei zu sein. Oft bin ich danach halt nicht ins Restaurant noch eins Trinken gegangen, sondern zur Arbeit in die Klinik.» Heute ist sie nicht mehr aktiv dabei, sondern als Veteranin, denn heute mag sie es gerne etwas ruhiger in ihrer Freizeit. Sie sagt: «Ich habe gelebt!»

Conchita ist mehrmalige Weltmeisterin
Neben ihren Engagements in der Guggenmusik und im Musikverein war Conchita auch Mitglied in der heutigen «Eidgenössischen Vereinigung der Chriesisteispucker». Zum Chriesisteispucke kam sie 1990 eher zufällig durch ihre Guggenmusik, aber schnell war klar: Sie war sehr begabt! Bereits bei ihrem ersten Wettkampf wurde sie Zweite. Danach machte sie regelmässig bei den Weltmeisterschaften mit, die jeweils in Deutschland stattfanden. Und das mit Erfolg: Mehrmals wurde sie Weltmeisterin, hielt den Weltrekord über 10 Jahre und verbesserte ihn in dieser Zeit von 15,34 Meter auf 16,03 Meter.

Conchita gewann auch mehrmals die jährlich stattfindende Schweizermeisterschaft und schaffte es dort einmal auf sage und schreibe 19,01 Meter. Sie erklärt: «Dazu muss man sagen, dass es jeweils ortsabhängig ist, wie weit man spucken kann – eine wichtige Rolle spielen zum Beispiel die Spuckbahn und die Wetterverhältnisse. Die Erfolge im Chriesisteispucke brachten Conchita mehrere Male in die Medien: «Ich war durch die Siege natürlich einige Male in der Zeitung, wurde aber auch ins Radio und ins Fernsehen eingeladen, zum Beispiel in Dani Fohrlers Talkshow ‘Fohrler live‘», schmunzelt sie. Trotz diesen Erfolgen ist Conchita stets auf dem Bogen geblieben – sie liebt ihre Arbeit und die Tatsache, dass ihre Freizeitgestaltung heute in etwas ruhigeren Bahnen

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